Warum überlagern sich scheinbar verschiedene Frames in einem?

 

Nun ja, im Endeffekt ist das Grundprinzip sehr einfach. Der digitale Datenstrom präsentiert sich hier als Folge von 25 Frames pro Sekunde, wobei jedes Frame aus 576 Zeilen besteht. Tatsächlich würde jedes Frame aber auf einem konventionellen Fernsehgerät als zwei Halbbilder mit je 288 Zeilen dargestellt - und einer Rate von 50 Frames pro Sekunde. Ich habe hier einmal einige Frames um die bewußte Problemstelle herum mit Virtual Dub in Halbbilder zerlegt.

Und tatsächlich: würde man die Aufzeichnung als Halbbilder abspielen - auf dem Fernseher, über das TV-Out der Nexus-S, mit einer entsprechenden Software oder Graphikkarte -, so gibt es den Schliereneffekt nicht. Zwar ist ein Szenenwechsel in einem Frame, aus Sicht der Halbbildsequenz findet dieser aber sauber zwischen zwei Halbbildern statt - dem Betrachter ist es nicht möglich zu erkennen, welche zwei Halbbilder nun zu einem Frame gehören.

Die inoffizielle Erklärung des ZDF Mitarbeiters hört sich logisch an, ich stelle hier den Kern verkürzt dar. Die Kindersendung Der kleine Bär wurde in Kanada produziert, dabei ist das Aufzeichnungsformat NTSC mit etwa 30 Frames pro Sekunde - entsprechend etwa 60 Halbbildern. Für die Ausstrahlung im PAL Format muß eine Anpassung der Framerate erfolgen. Dabei werden offenbar (hier beginnt meine eigene Interpretation) Halbbilder entfernt - man sieht etwa an dem rechten Halbbild des mittleren Frames daß dieses sehr gut zum linken Halbbild des folgenden Frames passen würde [man betrachte die Farbfehler an den Ohren des Bären]. Je nach Qualität der Umrechnung - hier wohl nicht so wirklich toll - fallen dabei unterschiedliche bis sehr unterschiedliche (hier der Szenenwechsel) Halbbilder auf dasselbe Frame. Für die Fernsehausstrahlung ist das völlig irrelvant und damit qualitativ in Ordnung. Ein absolut korrekte Darstellung auch aus Sicht der Frames bedeutet wahrscheinlich nicht nur, daß sehr unterschiedliche Halbbilder niemals in ein Frame wandern, sondern es müssen vermutlich auch einzelne leicht unterschiedliche Halbbilder (etwa in Actionszenen und anderen heftigen Bewegungen - beim kleinen Bären eher selten) durch Umrechnungen angepaßt werden.

Damit wären eigentlich alle Fragen geklärt, wenn man die Aufzeichnung unverändert auf ein Medium - in diesem Fall natürlich nur als DVD - brennen und in Halbbildfolge abspielen könnte. Selbst die Darstellung auf dem PC kann mit Software korrigiert werden - wenn auch vielleicht nicht so einfach, wie es der Fernseher automatisch macht. Vielleicht reicht auch nur die richtige Konfiguration der Graphikkarte - Stichwort BOB. Ist aber eine Nachbearbeitung notwendig, so gibt es einige Dinge zu beachten - das kann auch für den einfachen Fall gelten, in dem zwar auf DVD geschrieben wird, durch framegenaues Ausschneiden aber eine Neuberechnung um die Schnittsellen herum notwendig wird.

Bei der Analyse der unterschiedlichen Aufzeichnungen gab es auch ein paar Eigentümlichkeiten, die zumindest einer Erwähnung wert sind. Ein besonderes Goodie von RTL2 will ich aber an dieser Stelle auch nicht vorenthalten. Hier ist es tatsächlich gelungen, in einem einzigen Frame jeweils ein Halbbild Stargate und eines aus der Werbeunterbrechung unterzubringen:

Zieht man die Halbbilder auseinander, so sieht man den Ursprung sehr deutlich - auch wenn ein leichtes Überscheinen darauf hindeutet, daß bereits ein Encoding des gesamten Frames als Einheit stattgefunden hat:

Da kann mir aber keiner mehr erzählen, daß der Effekt in der Serie nur durch die Umwandlung von NTSC nach PAL herrührt - ok, hat auch keiner, da ich von RTL2 noch keine Antwort erhalten habe.